Deutsche Spuren entlang der Donau - reisen, begegnen, erleben
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Die Altstadt von Oraviţa (deutsch Orawitza) liegt in einem engen Tal, das sich zur Ebene hin öffnet. Orawitza war gut anderthalb Jahrhunderte lang das Verwaltungszentrum des Banater Berglands.

Die Edelmetall- und Erzlager in den Bergen des Großraums Orawitza waren bereits den Römern bekannt und wurden von diesen genutzt. Die Römer waren es auch, die im Umfeld der Erzgruben und Hütten zur Metallschmelze befestigte Lager für ihre Legionen einrichteten.

Tiroler Bergleute, die als Prospektions- und Schürftrupps bereits kurz nach dem Frieden von Karlowitz/Sremski Karlovci (1699) im Raum Orawitza auftauchten und – ziemlich tief im damals noch türkischen Hoheitsgebiet – nach Erzen schürften, waren das erste Anzeichen für das Interesse der Habsburger am Erzreichtum um Orawitza.

Bereits 1718 kamen ein Obersteiger und 105 Bergknappen aus den habsburgischen Erblanden nach Orawitza und eröffneten dort die ersten Gruben. Diese Gruben waren so ergiebig, dass man dringend weitere Arbeitskräfte suchte. Das Potenzial dazu lag jenseits des Eisernen Tores der Donau. 3.000 rumänische Familien – viele unter ihnen entlaufene Leibeigene – wurden angeworben und in den Bergen in der Umgebung von Orawitza angesiedelt. Das Verhältnis zwischen Einheimischen, den Fachleuten aus Westeuropa und den aus dem Osmanischen Reich Umgesiedelten scheint nicht allzu schlecht gewesen zu sein. Denn im gesamten Banater Bergland nennen die Deutschen die alteingesessenen Rumänen „Fratutzen“ (von „fratuli“, Brüderchen). Diese Bezeichnung scheint in Orawitza ihren Ursprung genommen zu haben.

1723 wird in Orawitza ein Oberbergamt eingerichtet. Es kam auch ein Berggericht hinzu und eine Gebietsverwaltung. Erste Schmelzöfen und zwei Stauseen für das Kühlwasser der Schmelzen entstanden. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann die allmähliche Verlagerung des Wirtschaftsschwerpunkts des Banater Berglands nach Reschitza, und auch die administrative Macht von Orawitza schwächte langsam ab. Eine Tendenz, die sich im Zuge der massiven Privatisierungen des bis dahin staatlich geführten Wirtschaftsgefüges verstärkte. Orawitza entwickelte sich zunehmend von einer Kleinstadt mit einem soliden, kunstliebenden (Klein-)Bürgertum hin zu einer Bürger- und Rentnerstadt.

Das durch die Initiative und durch eine Sammelaktion der Beamten der Bergstadt Orawitza – quer durch die Ethnien - zustande gekommene Theater- und Casino-Gebäude (mit dem ersten Lese- und Gesangsverein des Banats) wurde im Herbst 1817 im Beisein von Kaiser Franz I. eingeweiht. Dem Wiener Burgtheater nachempfunden, hatte es über ein Jahrhundert lang einen festen Platz im Kulturgeschehen dieser multikulturellen und multiethnischen Stadt. Hier gastierten nicht nur berühmte Musiker wie Liszt, Strauß und Bartók sowie Theatergruppen, die in verschiedenen Sprachen spielten: deutsch, ungarisch und vor allem rumänisch. Hier traten auch die Laienkünstler der Stadt vor das Publikum und gaben ihr Können zum Besten. Das Theater besitzt eine beeindruckende Sammlung von Theater- und sonstigen Aufführungsplakaten, zum Teil dreisprachig.

Von der heutigen Neustadt Orawitza aus verlief die erste Eisenbahnlinie auf dem Gebiet des heutigen Rumänien: Orawitza – Basiasch (1847). 


Schmale, mittelalterlich anmutende Gassen führen in Orawitza den Berg hoch in Richtung Lungensanatorium Marila und Steierdorf.


LINKS: Die 1724 geweihte römisch-katholische Kirche von Orawitza, eine der ältesten im Banat, bewahrt am authentischsten den Geist der barocken Baukunst. 2004 wurde davor ein Gedenkstein „Zur Erinnerung an Kaiserin Elisabeth“ mit rumänischer und deutscher Inschrift aufgestellt.
RECHTS: Details des alten Theaters in Orawitza.