Deutsche Spuren entlang der Donau - reisen, begegnen, erleben
  • 129_titel.jpg
  • 008_titel.jpg
  • 272_titel.jpg
  • 138_titel.jpg
  • 150_titel.jpg
  • 091_titel.jpg

Ihren Namen hat die Ortschaft vom seinerzeitigen Obergespan des Komitats Temesch, Graf Christoph von Nitzky, zu dessen Zeit (1784) das Dorf mit Kolonisten aus dem süddeutschen Raum besiedelt wurde. Niţchidorf (deutsch Nitzkydorf) hat also alle grundsätzlichen Charakteristika einer „josephinischen Ansiedlung“, getreu den urbanistischen Prinzipien der Aufklärung: genormte Straßenbreite, vorvermessene Siedlungsgröße, festgeschriebene Entfernung des Entwässerungsgrabens von der Häuserfront und Trinkwasserbrunnen an den Straßenkreuzungen.

Berühmt wurde die Ortschaft, als das Nobelpreiskomitee 2009 den Nobelpreis für Literatur an Herta Müller verlieh, die aus dieser Ortschaft stammt. Schlagartig rückten die Ortschaft und ihre Bewohner in den Fokus der Öffentlichkeit. In ihren Erzählungen stellt Herta Müller die Welt ihrer Kindheit als extrem düster und bedrückend dar.

Nitzkydorf hat sich trotz des Trubels um die Nobelpreisverleihung äußerlich kaum verändert. Man erwartet aber einen baldigen Besuch der berühmtesten Tochter des Dorfes. Diesen Besuch hat Herta Müller dem Bürgermeister von Nitzkydorf in einer Widmung in einem ihrer Bücher angekündigt.

Dank eines engagierten Rumänischlehrers befasst sich die Jugend in der Schule mit den Werken der Nobelpreisträgerin. Stolz werden Schulkataloge und Matrikelbücher gezeigt, in die sie eingetragen ist. Auch Zeugnisse, die sie hier erworben hat. Zudem können noch ein paar alte Nitzkydorfer Schwaben ihre Erinnerungen an Herta Müller zum Besten geben. So erzählt etwa der Friedhofswächter, er habe Herta Müller einmal dabei gesehen, wie sie ums Dorf herum auf den Friedhof geschlichen sei, um die Gräber ihrer Vorfahren zu besuchen.

Die römisch-katholische Kirche (1825) steht mitten im Dorf. In Herta Müllers Werk spielen Kirche und Kirchgang nicht dieselbe wichtige Rolle wie im traditionellen banatschwäbischen Dorfleben. Eine rumänisch-orthodoxe Kirche gibt es hier seit 1996. Es ist die Kirche der Nach-Siedler, die nach der Auswanderung der Schwaben aus Nitzkydorf hier ansässig wurden.


LINKS: Herta Müllers Abschlusszeugnis an der Achtklassen-Schule.

RECHTS: An den Südhängen der sanften Silascher Weinberge teilen viele Häuser das Schicksal dieses Vogelhäuschens: Sie sind verlassen.



Mühle und Brunnen: zwei Einrichtungen, die das Bild der banatschwäbischen Ortschaften prägen.