Deutsche Spuren entlang der Donau - reisen, begegnen, erleben
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Das kleine Dorf Ganna erreicht man, wenn man von der Fernstraße 83 kurz vor Pápa in den Bakonyer Wald abbiegt.

1701 wurde Ganna in den Quellen noch als unbewohnter Ort erwähnt, im Jahre 1754 aber wurden bereits die Siedlungen Klein- und Großganna aufgezeichnet. Die früheste Zusammenschreibung der Besitzungen stammt aus dem Jahre 1756.

Über die Ansiedlung stehen uns keine detaillierten Aufzeichnungen zur Verfügung. Bei Großganna wissen wir jedoch, dass Ferenc Esterházy 1748 aus Südbayern und Steiermark stammende Familien mit dem Namen Hospes am südlichen Ufer des Bitva-Baches angesiedelt hat. Laut einer Aufzeichnung von 1750 teilten sich 29 Leibeigene das Gebiet. Hinzu kamen vermutlich kroatische und eventuell wendische Familien. Dies legen die dem örtlichen Dialekt entstammenden Wörter „krowon“, „krobati“ nahe, mit denen diese Bewohner bezeichnet wurden. Diese Siedler kamen vor allem von der damaligen westlichen Grenze des Landes.

In Kleinganna wurden am 25. Mai 1752 acht Familien aus der Markgrafschaft Baden angesiedelt. In allen Dörfern, die unter der Herrschaft der Esterházys standen, wurde die Dreifelderwirtschaft eingeführt. Diese moderne Form der Bewirtschaftung wurde den neuen Einwohnern vorgeschrieben.

Heute bekennen sich 80% der knapp 300 Bewohner des Dorfes zur deutschen Nationalität und zur römisch-katholischen Kirche.

Die neoklassizistische Pfarrkirche samt Mausoleum wurde zwischen 1808 und 1818 nach den Plänen des französischen Architekten Charles Moreau errichtet. Die Kirche wurde zu Ehren der hl. Anna geweiht. Sie ist dem römischen Pantheon nachempfunden und zugleich das Mausoleum der Familie Esterházy.

Der Grundriss der Kirche entspricht der griechischen Kreuzform. Die Kirche hat eine große Kuppel, die zu Bauzeiten die größte im ganzen Land war. Zu ihrem Säulenumgang führen 21 Treppen hinauf. Der Hauptaltar ist aus Marmor, auf dem eine Marmorstatue der Jungfrau Maria steht. Die Statuen der Heiligen und die Reliefs sind Werke des Wiener Bildhauers Josef Klieber. Die Pietà ist das Geschenk der Herzogin Polixena Lobkowitz.

In der Unterkirche befindet sich die Krypta der Familie Esterházy. In der Krypta fanden 54 Mitglieder der Grafenfamilie in Bronze- und Marmor-Sarkophagen die ewige Ruhe. Unter den Verstorbenen sind Miksa Esterházy (gest. 1883), der Gründer des Ungarischen Athletikclubs, und Bálint Esterházy, der Botschafter der Monarchie in Moskau.

Der Gannaer Frauenchor trägt zur Traditionspflege des Dorfes bei. Der Chor wird vom Akkordeonisten József Schlecht begleitet. Im Jahre 2011 wurde dem Chor der Preis „Pro Cultura Mineritatum Hungariae“ verliehen.


Die neoklassizistische Pfarrkirche und das Mausoleum in Ganna.



LINKS: Typischer Laubengang der schwäbischen Häuser.

RECHTS: Schwäbische Familie in Ganna, 1937.



Der Gannaer Frauenchor um 1980.