Deutsche Spuren entlang der Donau - reisen, begegnen, erleben
  • kismanyok_04.jpg

Das Dorf Kismányok (deutsch Kleinmanok) mit knapp 360 Einwohnern liegt 45 km nordöstlich von Pécs im südwestlichen Winkel des Komitats Tolna.

Die mittelalterliche Siedlung entvölkerte sich während der osmanischen Herrschaft (1541-1686). Zwischen 1715 und 1720 siedelte der Grundherr Graf von Zinnendorf hier etliche lutherische deutsche Familien an. Florimund Graf von Mercy, der nächste Grundherr, setzte diese Besiedlung fort. So vergrößerte sich die Zahl der Dorfbewohner dank vieler lutherischer Familien aus Hessen. Kleinmanok blieb bis Ende des 18. Jahrhunderts lutherische Muttergemeinde. Die Häuser des neugegründeten Dorfes entstanden im Tal eines Wasserlaufs, der nach einer kurzen Strecke in den sogenannten „Völgységi“-Bach mündet. Die erste militärisch-kartografische Erhebung (1782-1785) zeigt die Hügelrücken um das Dorf mit Weinreben und Wäldern bedeckt, außerdem zwei Mühlen am „Völgységi“-Bach.

Nach dem Toleranzpatent von Josef II. ersetzte die Gemeinde das inzwischen zu klein gewordene Bethaus durch die noch heute stehende Kirche. Die Grundsteinlegung erfolgte 1785, die Übergabe 1790. Die Einweihung ließ aber bis 1801 auf sich warten. 1828 hatte die Gemeinde 68 Wohnhäuser, in denen 507 Menschen lebten. Davon waren acht Personen Katholiken und acht Israeliten, alle anderen waren lutherischen Glaubens.

Im südlichen Teil von Kleimanok (Richtung Hidas), in der Petőfi Sándor Straße 28, befindet sich das älteste bekannte Fachwerkhaus der „Schwäbischen Türkei”. Man kann es leicht erkennen: Zum einen steht es auf einer Anhöhe und zum anderen auf einem ein Meter hohen Natursteinfundament. Die Wände bestehen aus Lehmziegeln. Nach der örtlichen Legende gab der Grundherr den deutschen Kolonisten aus seiner eigener Grundstücksmauer Natursteine, damit sie ihre Häuser auf sicherem Fundament errichten konnten. 

Auf dem Fachwerkgiebel ist in einem kleinen Rahmen folgende Inschrift zu lesen: MARTIN HESS ANNO MDCCLXXIIII. Daher sind sowohl der Erstbesitzer als auch das Baujahr (1774) bekannt. Den Namen Hess findet man unter den ersten deutschen Kolonistenfamilien in Kleinmanok. Die Familie kam 1721 aus Büssfeld in Oberhessen. 1723 zogen etliche Mitglieder der Familie nach Bonyhád um.   Ebenfalls aus Büssfeld, kam 1723 Johann Henrik Hess ins benachbarte Majos. Sein Sohn Johann Henrik „junior“ wurde 1737 in der evangelischen Muttergemeinde Kleinmanok getauft. Mit gutem Grund kann man annehmen, dass Martin Hess, der Erbauer und Inhaber dieses Fachwerkhauses, ein Nachkommen dieser weit verzweigten Hess-Sippe war.

Seit 1774 wurde das Haus mehrmals umgebaut. Auch die Fachwerkstruktur des Giebels wurde hinter einer Mörtelschicht versteckt. Nach der sorgfältigen Renovierung im Jahr 2005 nutzt der Eigentümer dieses wertvolle Baudenkmal nun als Gästehaus.

Die evangelische Kirche aus dem 18. Jahrhundert.


LINKS: Die schön restaurierte Orgel der Kirche wurde 1808 gebaut.

RECHTS: Der Giebel vor der Restaurierung 2005.


Die schöne Fachwerkstruktur mit dem eingeritzten Namen des Erbauers.

Tipps und Events

Nach einem schönen Ausflug in der Gegend kann man in dem Fachwerkhaus aus dem 18. Jahrhundert auch übernachten.

Adresse: Petőfi u. 28. 7356 Kismányok
Telefon:+36 74 458 976

Infos unter: www.floruna.eoldal.hu