Deutsche Spuren entlang der Donau - reisen, begegnen, erleben
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15 Kilometer südwestlich von Stuttgart liegt Sindelfingen, eine Kreisstadt mit gut 60.000 Einwohnern. Deutschlandweit bekannt wurde sie durch die Autoindustrie: Das dortige Mercedes-Benz-Werk ist das weltweit größte Automobilwerk der Daimler AG.

Die Geschichte Sindelfingens reicht zurück bis zu einer alemannischen Siedlung im 3. Jahrhundert n. Chr. 1263 erhielt sie das Stadtrecht, blieb jedoch lange ein beschauliches Landstädtchen. Das änderte sich mit dem 19. Jahrhundert: Die Industrialisierung ließ die ansässigen Webereien aufblühen, später siedelten sich Maschinen-, Schuh-, Uhren- und andere Fabriken an.

Das 1914 entstandene Daimler-Werk diente im Zweiten Weltkrieg zur Rüstungsproduktion – mit der Folge, dass Sindelfingen großflächig zerstört wurde. Als nach dem Krieg mit dem Wiederaufbau begonnen wurde, fanden hier viele deutsche Flüchtlinge und Vertriebene aus dem östlichen Europa Arbeit und eine neue Heimat. Zudem zog die Industrie ab Mitte der 1950er Jahre ausländische Arbeitskräfte in großer Zahl an. Bis 1957 war Sindelfingens Einwohnerschaft bereits von 8.500 auf 20.000 Menschen angewachsen. Der Ankunft der „Neubürger“ aus dem Osten trug die Stadt damit Rechnung, dass sie Patenschaften übernahm: 1955 für die Vertriebenen aus Würbenthal (Sudetenland) und 1964 für die Volksgruppe der Donauschwaben aus dem ehemaligen Jugoslawien. Seit 1989 pflegt Sindelfingen zudem eine Städtepartnerschaft mit dem ungarischen Győr.

Ein deutliches und sichtbares Zeichen dieser Beziehung ist das Haus der Donauschwaben, das 1970 eröffnet wurde. Es versteht sich als kulturelles Zentrum der auf der ganzen Welt verstreut lebenden Donauschwaben. Neben einer Spezialbibliothek, Veranstaltungs- und Ausstellungsräumen findet man hier verschiedene Organisationen: den Weltdachverband der Donauschwaben, die Landsmannschaft der Donauschwaben (Bundesverband), den Arbeitskreis donauschwäbischer Familienforscher sowie eine Filiale der Donauschwäbischen Kulturstiftung München. Im Haus wird alle zwei Jahre der Donauschwäbische Kulturpreis des Landes Baden-Württemberg verliehen.


LINKS: Ausstellung im Haus der Donauschwaben.

RECHTS: Wandhalter für Küchengeräte.



Ölgemälde von Franz Ferch: Banater Kirchweih, 1972.

Wissenswertes

Haus der Donauschwaben
Goldmühlestraße 30, 71065 Sindelfingen
Tel.: 0049 (0) 7031 – 793 76 33
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9.00 - 12.00 und 13.00 - 16.00 Uhr
Hausbesichtigungen und Bibliotheksbesuche sind nur nach telefonischer oder schriftlicher Anmeldung möglich.
www.haus-donauschwaben.de